PIERROTS ABRECHNUNG

mit Rainer König.

Buch: Rainer König und Stephan Reher

Regie: Stephan Reher

Eine leere Bühne, ein poetischer Prolog, dann Stille:

Ein klassischer Mime im Pierrotkostüm gibt einen klassischen Pantomimen-Abend. Gleich die erste seiner feierlich vorgetragenen Nummern wird vom Publikum gestört und ausgelacht. Verzweifelt bricht er seine Vorstellung ab.

Es geschieht das Unvorstellbare:

DER PANTOMIME SPRICHT!

Ein Wutausbruch, die vergebliche Bemühung, das zu erklären, was er zeigen wollte, das verzweifelte Werben um Verständnis für seine Kunst, der zaghafte Versuch, von sich selbst zu erzählen, gleichzeitig eine zornige Publikumsbeschimpfung.

Aber der Spieltrieb des Mimen siegt über die Mutlosigkeit: Er macht weiter. Er spielt, demonstriert, improvisiert, verführt sich selbst und das Publikum zu immer neuen, überraschenden Wendungen des Abends. So entstehen komische, originelle, verrückte Pantomime-Nummern voller Witz und Tempo.

Aber der Mime will hoch hinaus: Ein seriöser Künstler will er sein. Er erfindet eine neue Nummer, die alles übertreffen soll. Sie soll klassisch, ernst und tragisch sein: "Der Mann, die Rose und die imaginäre Frau" - Eine Pantomime, die die Welt bedeutet. Der Versuch, diese Welt-Pantomime zu spielen, führt zur Slapstick-Katastrophe. Der Mime verliert sich im wirbelnden Chaos von zusammengebastelten Requisiten, unerwarteten Toneinsätzen, Nervenzusammenbrüchen, alten Nummern und seiner eigenen Phantasie.

RAINER KÖNIG, der Pantomime und Clown, blickt zurück und RECHNET AB mit seinem Genre, mit seinen immer wiederkehrenden Themen, mit seinen engen Grenzen und dem Ewiggleichen, das wir gewöhnt sind "Pantomime" zu nennen. Gleichzeitig führt er aber vor, wie unbegrenzt sie tatsächlich ist, die Ausdrucksmöglichkeit des menschlichen Körpers.

PRESSESTIMMEN


PIERROTS ABRECHNUNG - Rainer König


Zwei Dinge vor allem zeichnen einen Pantomimen aus: Er spricht nicht, und er verwendet keine realen Requisiten. Doch Mime Rainer König ist das gleich. Sein Pierrot redet, schreit und brüllt, und wirft mit echten Rosen. Mit dem Stück "Pierrots Abrechnung - Rainer König packt aus" ist eine Inszenierung entstanden, die rührend persönliche Einblicke, die rührend persönliche Einblicke in eine ‚Seele' erlaubt, die "am besten mit imaginären Frauen auskommt - die ertrag ich länger - oder umgekehrt." Natürlich, dafür steht der 48-jährige Mime seit zwei Jahrzehnten Bühnenleben, ist diese Persiflage eines klassischen Mimen vor allem komisch. Manchmal subtil komisch, zeitweise hintergründig komisch, mal tragisch-komisch und oft auch nur ganz offensichtlich einfach komisch.

Dresdner Neueste Nachrichten, 4. Mai 2002


Pierrots Abrechnung - Rainer König


Mit tiefernster Miene steht er auf der Bühne, im weißen Pierrot-Kostüm mit schwarzer Kappe und schwarzen Lippen. Schwülstig-entrückt wandelt er umher, tritt auf der Stelle, pflückt Blümchen, lauscht andächtig dem Vogelzwitschern und verharrt in grüblerischen Posen. Erst leise, dann immer lauter werden Zuschauerstimmen eingespielt, die aus dem Programmheft von "Pierrots Picknick" vorlesen und rätseln, was sie sehen.

Da geschieht etwas Unerwartetes. Der Künstler der Stille bricht das Schweigen und das Picknick ab, er schreit "Ruhe". Dann gibt es kein Zurück mehr. Endlich ist sie da, die große Stunde von "Pierrots Abrechnung" - Rainer König packt aus, so der Untertitel seines neuen Solo-Programms zum 20-jährigen Bühnenjubiläum. Die Premiere war im ausverkauften "projekttheater".

Zu erleben war ein witzig-bilderreicher Streifzug Rainer Königs durch die faszinierende Welt der Imagination, unter Regie von Stephan Reher. Die klassische Figur des Pierrot betrachtet die Pantomime nur als ernsthafte, hehre Kunst, hat daher allen Humor von der Bühne verbannt und scheitert letztlich an ihrem Anspruch und Realitätsferne. Tragikomisch verteidigt er seine zunehmend "brotlose" Kunst mit vollem Körpereinsatz, zieht sich aus bis auf die Unterhose, und demonstriert die Wirkung und Aussagekraft jedes einzelnen Muskels.

Mit reicher Mimik und Gestik ringt König mit Ideen, Zweifeln und Einfällen. In immer neuen Varianten, im Wald, in der Mittagshitze, um Mitternacht, zwischen lärmenden Autos, läßt er Pierrot eine Rose für eine Frau pflücken, die ihn immer stehenläßt. Das Publikum sieht in ihm immer mehr den Possenreißer, der Pantomime wird symbolisch ans Kreuz genagelt und kommt wieder als deftig-plumper Zirkusclown, der die Rose der Poesie zertritt. Die wächst plötzlich übergroß auf der Bühne hervor und begräbt ihren Meister. Die Pantomime-Kunst treibt jedoch weiter fröhlich ihre Blüten. Herzlicher Beifall.

Sächsische Zeitung, 21. Mai 2002



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Ein professionelles Vorstellungsvideo ist vorhanden.